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letzte Änderung: 26.02.2019 18:58:24.

Niederembt

Die Geschichte von Niederembt

Niederembt gehört mit ca. 1400 Einwohnern zur Stadt Elsdorf.
Sie wurde im Jahr 1975 im Zuge der Gebietsreform im Land Nordrhein-Westfalen gebildet und als Rechtsnachfolgerin der bis dahin selbständigen Gemeinden Angelsdorf, Elsdorf, Esch, Heppendorf, Niederembt und Oberembt.

Im Januar 2011 erhielt Elsdorf Stadtrechte, so dass Niederembt seit dem 1. Januar 2011 als "Stadtbezirk Niederembt" geführt wird.

Die Wurzeln von Niederembt reichen weit zurück in die Jungsteinzeit bis etwa vor 5000 Jahren. Auch die Römer und danach die Franken haben hier viele Spuren hinterlassen. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden im Frankeshoven (gehört zu Niederembt) 30 Gräber von damals entdeckt. Der Patron der Niederembter Kirche ist der Heilige Martin.

Panorama von Niederembt


Niederembt von Heinrich Schläger:
(Quelle: Festschrift zum 500 jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft St. Sebastianus Niederembt aus dem Jahre 2002)

Das östliche der beiden "Embedörfer" am Finkelbach ist bachabwärts gelegen und leitet hieraus seinen heutigen Namen Niederembt. Es gehört der weiten fruchtbaren Lößzone an, die als Altsiedellandschaft den nordwestlichen Teil des Bergheimer Kreisgebietes einnimmt.

Schon sein urtümlicher Name Embe, dem das Stammwort einer keltischen Bachbezeichnung "arnb" zugrunde liegt, deutet auf sein hohes Alter.

Bezeugt wird die früheste Besiedlung innerhalb der Dorfeinheit Niederembt zugehörigen Gemarkung bereits in vorgeschichtlicher Zeit durch sporadische Hinterlassenschaften von jungstein- zeitlichen Menschen des 4. bis 3. vorchristlichen Jahrtausends.

Für die weit später vom 2.-4. Jahrhundert nach Christus hier durch die Römer geformte Einzelhoflandschaft sprechen die Fundamentreste verstreuter Gutshöfe.

Die Römer ablösenden, in Gehöftgruppen als den Vorläufern unserer heutigen Ältestdörfer siedelnden Franken sind allenthalben nur durch deren Gräber zu ermitteln. Ein solches Gräberfeld ist bei dem zu Niederembt gehörenden Teil von Frankeshoven zutage gekommen.

In diese fränkische Zeit weist auch der für deren Gotteshäuser besonders begehrte Patron S. Martinus der Altpfarre Niederembt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts setzen dann auch die Schrifturkunden des Dorfes ein, deren früheste bereits die Kirche und deren Seelsorger bezeugt.

In der Folge fließen die Quellen immer reichlicher und weisen namentlich Niederembts Sondergeltung als Mittelpunkt eines bedeutenden Kirchspieles aus.

Gut Richardshoven Zum Ausgang des 11. Jahrhunderts begegnet uns ebenfalls das bachaufwärts in einigem Abstand von Niederembt gelegene Richardshoven als altfreier Besitz, das damit zu den ältesten bezeugten Höfen des gesamten Kreisgebietes gehört.

Zwei Jahrhunderte später erscheinen erstmals Herren zu Verckeshoven, ein heute mit Niederembt zusammengewachsener Dorfteil, als Inhaber eines gleichnamigen Gerichtes Verckeshoven, dem jedoch Niederembt selber niemals zugehörte. Dessen Name leitet sich von einem ursprünglichen Hofder von Vercken her, einem bereits im Erstdrittel des 12. Jahrhunderts bezeugten adeligen Geschlecht.

Insgesamt machen die zahlreichen Schriftquellen die Entwicklungskräfte sichtbar, die im geschichtlich faßbaren Zeitablauf Niederembt bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts seine Eigengeltung innerhalb der größeren kulturräumlichen Landschaftseinheit gaben und fortwirkend dessen dörfliche Substanz geformt haben.

Das Dorf am Bach

In seiner für die frühen Dorfsiedlungen typischen Anlage ist Niederembt an dem flacheren, jedoch hochwasserfreien südlichen Hang des Finkelbaches gelegen. Dessen steilerer Nordhang blieb auch bisher völlig siedlungsfrei. Hier reichen die Äcker noch immer bis an die Hangkante heran. Die zwischen den Hängen gelegene breite Talsohle gehörte bis zu den Bachregulierungen jüngster Zeit zu den periodischen Überschwemmungsgebieten und war daher seit je siedlungsfeindlich.

Der ganze Talgrund blieb Bruchgelände, 1420 ausdrücklich als "Embebroech" bezeichnet, war den Gänsen vorbehalten und durfte nur nach strenger Weisung Der Finkelbach in Niederembt durch Großvieh beweidet werden. Der Bachlauf selber ist in seiner ganzen Länge durch tiefgreifende tektonische Störungen als Querbruch der großen RurErftscholle vorgezeichnet, wobei die Bruchschollen ungleichmäßig ab sanken und damit den heutigen nördlichen Steilhang gegenüber dem südlichen Gleithang bildeten.

Gelegentlich anzutreffende Talleisten deuten darauf hin, daß es sich um kleinere Staffelbrüche handelt, während die Bevölkerung vielfach irrtümlich annimmt, daß sie als Folge wechselnder Wasserhöhe eines ehedem hier vorhandenen Flusses entstanden sind. Der Bach selber war noch bis nach der letzten Jahrhundertwende ständig reichlich wasserführend. Hierfür sorgten die damals noch regelmäßig sprudelnden, jetzt verschütteten Quellen bei seinem Oberlauf.

Ebenfalls führte ihm hier der Licherbach stets größere Wassermengen aus dem Bürgewald zu. In der Frühzeit nahm er zudem oberhalb Bettenhoven einen weiteren Bachlauf auf, der in einer noch erkennbaren Senke von Ameln kommend bei Rödingen in den Finkelbach mündete.

Dabei bleibt anzumerken, daß auch Ameln seinen Namen von dem gleichen keltischen Wortstamm "arnb" (Wasserlauf) herleitet wie Niederembt. Bei Starkregen nimmt der Bach noch heute das von dem höher gelegenen Mersch in einem Graben zugeleitete Wasser auf. Schon dieses ausgedehnte Einzugsgebiet macht es verständlich, daß die Talniederung des Baches in rückliegenden Zeiten stark versumpft war, so daß hier im flachen Untergrund sogar Torfbildungen angetroffen werden. Mit diesem steten, leicht erreichbaren Wasservorrat als Voraussetzung hausnaher Weiden inmitten leicht beste 11 barer Acker wurde der Bach zu einem Band früher dörflicher Gruppensiedlungen. denen auch Niederembt zugehört.

Die Windmühle von Niederembt Er trieb ehedem Wassermühlen in Oberembt, Richardshoven, Niederembt und Kirdorf. Die Niederembter Mühle ist 1232 als zum Apostelhof gehörend erstmals genannt und erscheint ab Mitte des 17. Jahrhunderts nicht mehr; die Oberembter Mühle ist 1225 im Besitz der Abtei S. Pantaleon und war noch zu Beginn unseres Jahrhunderts als Wassermühle, später als Dampfmühle erhalten; die Mühle bei Richardshoven wurde 1878 niedergelegt; die Kirdorfer Mühle. deren Restgebäude erst in den letzten Jahren untergingen, gehörte zum dortigen Hof des Reichsstiftes Essen.

Spuren früher Siedler

In der gegenwärtig 736 Hektar großen Niederembter Gemarkung treffen wir als erste Siedelspuren, in den Äckern gestreut, die Hinterlassenschaft von Menschen der Jungsteinzeit des 4. und 3. vorchristlichen Jahrtausends, die den ersten Ackerbauern im Kreisgebiet zugehören.

Es handelt sich dabei um aufgelesene Seilklingen, Schaber und Messer aus Felsgestein oder Feuerstein, die namentlich in den Ackerzonen beidseits des Bachtales zwischen Niederembt und Frankeshoven aufgelesen wurden.

Ein langes Sippenhaus aus gleicher Zeit konnte unlängst dicht südwestlich der Kreisgrenze auf dem Bachhang bei Bettenhoven im Grundriß freigelegt werden, von dem aus die Bewohner wechselnd kleine Acker bestellten und Weidevieh hüteten. Spuren solcher Bauten sind allgemein außerordentlich selten.

Das ihrer Kulturlandschaft eigene Gesicht mit geplanter Einzelhofsiedlung gaben vom 1. bis Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. Geb. die römischen Herren auch der Niederembter Gemarkung. Aus dieser Zeit sind uns hier im Boden verborgene, aber bei tiefem Pflügen gelegentlich unliebsame Reste großer römischer Gutshöfe bei Richardshoven sowie nördlich Niederembt an der Hochstraße und Bach abwärts südlich des Glescher Weges auf dem sog. Steenbickel erhalten.

Erst vor wenigen Jahren wurden auf dem nördlichen Hang gegenüber der alten Ortslage Niederembt mehrere römische Gräber angetroffen, die zu einem etwas oberhalb gelegenen Gutshof gehört haben. Zwischen diesen römischen Einzelhöfen wohnten Reste der alteinheimischen Bevölkerung in bescheidenen Hüttengruppen.

Von diesen- sind allenthalben Spuren kaum mehr feststellbar und auch für Niederembt wohl nicht zu erwarten. Ebenso blieben von den die Römer ablösenden Franken, deren dörfliche Gruppen bauten als echte Vorläufer heutiger Ältestdörfer anzusprechen sind, nur selten Spuren ihrer Siedlungen erhalten. Sie sind mit ihrem anfälligen Lehmfachwerk längst unter den späteren dörflichen Ausbauten untergegangen.

So können wir die fränkische Besiedlung unmittelbar nur durch die Gräber ermitteln, da die Toten unverbrannt bestattet und ihnen Beigaben mitgegeben wurden, die die Zeitstellung ausweisen. Jedoch wurden in der Niederembter Gemarkung nördlich oberhalb Frankeshoven in den achtziger Jahren beim Mergelstechen etwa 30 fränkische Gräber in einer Tiefe von 1.30-1.70 Meter angetroffen.

Die zahlreichen Beigaben - Waffen, Schmuck und Hausgerät - verweisen diese Gräber in die Zeit des 6./7. Jahrhunderts. Sie liefern einen sicheren Beweis für den fränkischen Ursprung des heutigen kleinen Weilers Frankeshoven, der urkundlich erstmals 1144 als Frandkenhove unter Erwerbungen des zu gleicher Zeit auch im benachbarten Oberembt begüterten Klosters Königsdorf genannt ist.

Im Lichte der ersten Urkunden

Mag uns auch der Ortsname Niederembt als "Embainferior" erst in einer Urkunde des Jahres 1081 entgegentreten, so setzt deren Inhalt mit Nennung der Kirche und der Zehntabgaben einen weit älteren Zustand voraus, da beide, Kirche wie Zehntabgabe, bereits feste kirchliche Organisationsformen eines bäuerlichen Bezirks ausweisen.

Am 28. Juli 1081 überweist nämlich der Kölner Erzbischof Sigewin der Kölner Abtei S. Pantaleon au Bitte des Abtes und der zu seinem Rat berufenen Prälaten und Großen die Zehnten der Kirche zu Niederembt (Emba vid. inferiorem), die der Abtei gehört, mit Ausnahme einer ganzen Hufe und Der im Jahre 1512 errichtete mächtige Kirchturm der im alten Dorfkern gelegenen Pfarrkirche S. Martinus kündet weithin sichtbar von der ehemaligen Sondergeltung, die Niederembt als Mittelpunkt eines bedeutenden alten Kirchspieles zukam, des Zehnten von 9 Hufen, die zum Unterhalt des Seelsorgers dienen. (Die alte kölnische Hufe maß etwa 60 Morgen, der Zehnt war die übliche Naturalabgabe).

In diese nur mehr in Abschrift des 15. Jahrhunderts vorhandenen Beurkundung ist wahrscheinlich zur Unterscheidung vom benachbarten Oberembt, in dem die Kölner Abtei um 1160 als Eigner des Fronhofes Grundherr wurde, der besondere Hinweis auf Niederembt mit "vid. inferiorem" (nämlich Nieder) nachträglich aufgenommen worden.

Die Schreibweise Emba statt des fortab geläufigen Embe kann von einem Lesefehler herrühren, denn bereits 1123 findet sich für Oberembt der weiterhin übliche Name Embe. Wann und wie die mit reichern Zehnten des Niederembter Pfarrsprengels ausgestattete Kirche an die Kölner Abtei S. Pantaleon gekommen ist, wird nicht überliefert.

Erzbischof Bruno legte im Jahre 964 den Grundstein zum Bau einer größeren Kölner Niederlassung des Benediktinerordens. Der Erzbischof war der jüngere Bruder Ottos I, so daß auf eine Schenkung aus ehemaligem königlichem Fiskalbesitz im Gebiet des Finkelbaches geschlossen werden kann.

Über die Art der Niederembter Erstkirche bleiben wir ebenfalls im Dunkel. Da ein benachbarter Hof, zu der sie ursprünglich als Hofkapelle gehört haben kann, in Nähe der Kirche nirgends erweislich ist, mag ihr Ursprung eine der in fränkischer Zeit häufiger anzutreffenden, fernab der Hauptkirche auf dem Lande errichteten Taufkapellen gewesen sein.

In diese Zeit deutet namentlich auch das Patrozinium des hl. Martinus, einer der volkstümlichsten und meistgefeierten Heiligen des fränkischen Reiches. Eine erweiterte Bestätigung dieser Niederembter Ersturkunde mit Neuverteilung der Pfarreinkünfte erfolgt 1246 durch ErzbischofConrad von Hochstaden. Dieser weist am 13. Juni des genannten Jahres auf Bitte des Abtes Herimann und des Konvents der Abtei S. Pantaleon, die durch Krieg große Verluste erlitten hatte, u. a. die Einkünfte der Kirche in Embe, deren Patronat dem Abte zusteht, der Abtei für deren Armenhospital zu.

Hierbei bestimmt der Erzbischof, daß die Kirche ständig durch den bei ihr wohnenden Pfarrer und nicht mehr durch Stellvertreter bedient wird. Er verleiht daher der Abtei die Einkünfte, die bisher die abwesenden Pfarrer bezogen, namentlich die Zehnten. Die künftigen Pfarrer erhalten die Opfergaben und Hauszinsen. Diesen fügt er die Einkünfte von 50 Morgen Land und einigen Hausstätten zu. Als Inhaber des Kirchenpatronates und des Kirchenzehnten ist die Kölner Abtei Kirch- und Grundherr des gesamten Niederembter Kirchspieles, in dem sie als Eignerin des Oberembter Fronhofes dort seit 1100 die Grundherrschaft hatte.

Zu diesem Kirchspiel gehörten bis zur Neueinteilung der kirchlichen Verwaltungsbezirke in französischer Zeit außer Niederembt selber noch Verckeshoven, Haus Richardshoven, das westliche Frankeshoven, Tollhausen und bis zu dessen Pfarrerhebung vor 1582 noch Oberembt, dessen Kirche zwar alle Sakramente und Begräbnisrecht besaß, sowie schließlich bis 1734 das Patronatsrecht über die Kapelle in Lich.

Der in Lich diensttuende Geistliche war zugleich Inhaber des Katharinenaltars zu Niederembt. Im Jahre 1654 wird gefordert, daß er fortab als Lehrer in Niederembt wohnen solle. Hier wird ihm eine Wohnung im Schulhaus auf dem Kirchhofe zwischen Kirche und Beinhaus zugewiesen. Der Zehnt scheint schon früh durch Pantaleon verpachtet gewesen zu sein. Er ist für 1225 für Niederembt selber mit 77 Malter Weizen angesetzt.

Ein Jahrhundert später beträgt er in Niederembt 118 Malter und in Lich 7 Malter Weizen, in Oberembt 15 Malter Weizen, 50 Malter Roggen, 50 Malter Hafer und Hauszinsen. Dieser Zehnt ist später der noch erweiterte Niederembter Scheurenzehnt.

Im Jahre 1660 wird hierfür ein neues Zehntregister im Beisein des Bergheimer Vogtes autorisiert. Dies Neuaufstellung war notwendig, da dem Kloster infolge Kriegswirren die Hälfte dieser Einnahmen verlorenging und sich unter den Bewohnern das Bestreben zeigte, sich zugunsten des Landesherrn der Zehntpflicht des Klosters zu entledigen.

Als wenige Jahre später der kurfürstliche Befehl erging, daß keine Fruchtabgaben mehr nach Köln geschafft werden dürften, erhielt jedoch die Abtei S. Pantaleon hierzu besondere Genehmigung. Die Zehntpflicht wurde 1798 durch die Franzosen allgemein aufgehoben.

Im Jahre 1802 verlor schließlich die Abtei als Folge der Das um 1450 entstandene Evangeliar und Kalendarium der Pfarrkirche Niederembt gehört als kunstvoll ausgeführte Pergamenthandschrift zu den Klosterarbeiten jener Zeit.

Säkularisation entschädigungslos ihr gesamtes Grundeigentum, darunter im Westen des heutigen Bergheimer Kreisgebietes ihren Hof zu Oberembt, wo sie den Haupthof eines ganzen Hofesverbandes mit zahlreichen stattlichen Außengütern in benachbarten Orten besaß, sowie die Höfe in Esch, Elsdorf und Brockendorf mit deren Zubehör. Die Besitzungen wurden französisches, Staatseigentum und von den Franzosen oder im späteren Ablauf als preußisches Domanialgut verkauft.

Mit dem völligen Entzug der wirtschaftlichen Basis und der folgenden Auflösung der alten kirchlichen Verwaltungsbezirke war dem kirchlichen Mittelpunkt Niederembt die Grundlage entzogen. Es wurde zunächst eine der 1807 genannten 22 Sukkursalkirchen (Hilfspfarren) der Dekanatshauptkirche Bergheim und erst 1827 in der neuorganisierten Erzdiözese Köln wieder als Pfarre dem Dekanat Bergheim zugezählt. Aber unverändert zeugt der mächtige aus dem Jahre 1512 stammende Westturm der Kirche als weithin sichtbares Merkzeichen von deren Bedeutung für das alte Kirchspiel. Baulich bildet er ein wichtiges Glied in der Gruppe niederrheinischer Westtürme, die in dieser Art bis weit in die Maaslande verbreitet sind. Niederembter Höfe Innerhalb des Altdorfes Niederembt, dem das westlich angrenzende Verckeshoven erst mit Untergang des gleichnamigen Gerichtes in französischer Zeit zuwächst, begegnet uns als frühgenannter Hof der Apostelhof, der seinen Namen von dem Besitz des Kölner Stiftes S. Aposteln trägt.

Am 2. Juli 1272 verkauften Abt und Konvent des Klosters Knechtsteden, da sie von Schulden bedrängt sind, dem Kapitel von S. Aposteln in Köln ihren Hof zu Niederembt (Embe inferior) mit 150 Morgen Ackerland, einer Rente von 10 Malter Roggen aus der dortigen Mühle sowie dem halben Fischteich und Zinseinnahmen. Dem Abt von S. Pantaleon sind hiervon jährlich 9 Malter und I. Sümmer (altkölnisches Getreidernaß) als Zehnt zu liefern. Die Verkäufer verzichten auf die Güter vor den Honnen (mit der Führung der dörflichen Angelegenheiten beauftragte Männer) und den dörflichen Lehnsleuten.

Die 1131 gegründete Abtei Knechtsteden ist vermutlich durch die von Hochstaden an den Hof in Niederembt gekommen, die zu den Gönnern des Klosters zählten. In dem Schutzbrief, den Kaiser Friedrich 1. diesem im Jahre 1151 ausstellt, ist der Niederembter Besitz unter den darin aufgeführten 19 Gütern des Klosters nicht enthalten. Das Apostelstift kann 1278 durch Zukauf von 16 Morgen freies Ackerland, die es von Kloster Bottenbroich erwirbt, seinen Niederembter Besitz vergrößern. Der Hof wird stets als Pachtgut bewirtschaftet, wobei der Pächter die Abgaben an S. Pantaleon und die Kirche zu leisten hat.

Da Niederembt beim Verkauf der Burg und Grafschaft Hülchrath im Jahre 1314 mit anderen Dörfern des ehemaligen Kuzziggaues als nie wieder eingelöstes Pfandobjekt bei Jülich verbleibt, fordert Herzog Wilhelm von Jülich von dem Hofe Abgaben und Leistungen, stellt aber 1336 die Freiheit des Hofes von allen Abgaben und Diensten auf Grund einer von Erzbischof Engelbert und dem Abt von Knechtsteden besiegelten Beurkundung über die Dienstfreiheit des Hofes wieder her.

Im Jahre 1661 ist er jedoch erneut unter den Jülicher Diensthöfen (besondere Dienstleistungen) genannt. Wie alles geistliche Eigentum wird er im Zuge der Säkularisation 1802 enteignet und kommt anschließend durch Verkauf in bürgerliche Hand. Weiterer Klosterbesitz in Niederembt war der am Westausgang des Dorfes gelegene ehemalige Ubbershof, der dem Kloster Bottenbroich gehörte.

Der im 17. Jahrhundert einsetzende Niedergang des Klosters wirkte sich auch auf den Hof aus, der zunehmend verfiel. Ebenfalls im Zuge der Säkularigation durch die Franzosen enteignet, wurde er mit 146 Morgen Ackerland im Juli 1818 durch die preußische Regierung in Köln zum Verkauf gestellt und kam damit in bürgerlichen Besitz. Die Gebäude wurden um 1830 niedergelegt.

Eine Sonderstellung unter den in Niederembt gelegenen Höfen nahm der Goltsteinhof ein, nach dem um 1500 Heinrich von Goltstein sich Herr zu Niederembt nennt. Der Hof war anschließend mehrere Generationen hindurch im Besitz dieses Geschlechtes. Auf dem Jülicher Ritterzettel für 1610 ist vermerkt: Goltsteinhaus zu Niederembt hat L. Simonius. Es war also ein landtagsfähiger Sitz. Als solcher hatte es beschränkten Schutzanforderungen zu genügen und mußte hierzu mindest ein turmbewehrtes Haus innerhalb eines Grabengevierts aufweisen. Bei dem genannten Simonius handelt es sich um die Jülicher, 1604 geadelte Ratsfamilie Simonis, die fortab den Namen Ritz von Simonis führt und 1605 das nördlich von Niederembt gelegene Haus Etgendorf innehat. Der Hof in Niederembt führt fortab den noch heute geläufigen Namen Ritzenhof. Er wird 1816 an den bürgerlichen Pächter verkauft.

Das Gericht Verckeshoven, das unmittelbar westlich vor Niederembt gelegene und mit diesem längst zusammengewachsene Verckeshoven geht, wie der Name ausweist, auf einen ehemaligen Hof des von dem Stammsitz Haus Vercken bei Düren herkommenden Geschlechts zurück, das dort bereits 1131 erwähnt ist, und dessen Angehörige ab 1220 unter den Jülicher Adeligen genannt werden. Wann der Hof von ihnen abkommt, ist nicht bekannt. Mit ihm war ein kleiner Gerichtsbezirk verbunden, von dem wir erstmals bei dem Verkauf dieses Gerichtes Verckeshoven durch Johann von Greiffenstein an den Grafen Gottfried v. Jülich, Herr zu Bergheim, im Jahre 1333 mit dem Rechte der Wiederlöse durch den Verkäufer hören. Unter den Zeugen dieser Urkunde nennt Johann von GreiftTenstein den Sievart von Renneburg und Johann von Calmut seine Blutsverwandten. Das Gericht wird nicht wieder eingelöst, und Graf Gottfried schlägt es seiner Herrschaft Bergheim zu. Offensichtlich bleiben aber bei dem Verkauf dem Verkäufer einzelne vogteiliche Rechte weiterhin vorbehalten, die er noch lange für die Jülicher Herren ausübt, da sich 1407 Ruprecht von Greiffenstein mit Herzog Reinald von Jülich über diese einigt. Das Gericht umfaßte damals außer Verckeshoven noch Tollhausen und Rode bei Niederembt (wohl ein unbekannt untergegangener Hof). Den Hof Verckeshoven, an dem das Vogteigericht hing, erwirbt 1420 Lambrecht Hundt zum Busch, der ihn 1445 an den Abt von Kornelimünster verkauft.

Seither wind der Name "Abtshof' geläufig. Zu dem 145 Morgen großen Hof erwirbt der Abt 30 Jahre später einen weiteren 95 Morgen großen Hof zu Verckeshoven, das also damals ein aus mehreren Gehöften gebildeter Höfeweiler war. Über die Gerichtsbarkeit liefert uns die Aufzeichnung des Hofgerichtes Verckeshoven aus dem Jahre 1555 aufschlussreiche Einzelheiten. Hier ist der Abt von Kornelimünster als Erbgrundherr und der Herzog von Jülich als Gewaltherr und Inhaber der obersten Gerichtsbarkeit genannt. Es wird nach Jülicher Landrecht erkannt. Die Lehnsleute geben das Ergebnis ihrer Beratungen und die Appellation an das Hauptgericht Jülich. Für diese Tätigkeit der Lehnsleute sind keine Mittel (der Jülicher Herren) vorhanden; sie sind Lehnsleute des Abtes. Für sie siegelt Johann Leusch von Richardshoven, da sie kein eigenes Siegel haben. Dem Gerichtsboten gibt der Abt jährlich als Entgelt Kleidung, ebenso dem Diener.

Aus dieser für den Jülicher Dynasten gefertigten Erkundigung erfahren wir, daß auch das bei der Einigung von 1407 nicht ausdrücklich genannte Richardshoven ebenfalls zum Gericht Verckeshoven gehört. Sie bestätigt einen Zustand, den wir bereits 1502 in einer unter Richardshoven angeführten Urkunde vorfinden. Ein eigenes Gerichtssiegel für Verckeshoven ist aus dem Jahre 1676 erhalten. Da dies in der Umschrift mit "RENOV" ausdrücklich als erneuertes Siegel ausgewiesen ist, muß damals ein früheres Siegel bereits verlorengegangen oder außer Gebrauch gekommen sein. Erst im Zuge der Neuordnung der Verwaltung in den durch die Franzosen eroberten rheinischen Provinzen geht das Gericht Verckeshoven unter, verfällt der Abtshof der Säkularisation und kommt in bürgerlichen Besitz.

Der alte Höfeweiler Verckeshoven verwächst in der Folge mit Niederembt, das zuvor zum Jülicher Gericht in der Lohe gehörte, das auf ein ehemaliges Gericht im alten königlichen Kuzziggau zurückgeht, zu einer dörflichen Einheit. Die Grenze beider Gerichtsbezirke verlief also quer durch das heutige Niederembt, und heute ist der Name Verckeshoven kaum noch bekannt. Jedoch ist die Straße in Frankeshoven als ehemalige Grenze der Gerichte Verckeshoven und Oberembt noch immer die Grenze zwischen den Gemeinden Niederembt und Oberembt.

Das ehemalige freiadelige Haus Richardshoven, heute ein stattlicher Gutshof am Bachhang zwischen Niederembt und Frankeshoven, geht in seinem Ursprung auf den Freien Richardus zurück. Dieser begegnet uns in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Hermann III. aus dem Jahre 1099, in der der Erzbischof bekundet, daß Aleidis nach dem Tode ihres Gatten, des Freien Richardus, zugleich mit ihren Söhnen 2112 Hufen zu Embe, die ihr Gatte ihr als Heiratsgut hinterlassen hatte, der hl. Maria und dem hl. Heribertus in der Abtei Deutz übertragen habe. Die Zuweisung für Richardshoven ergibt sich aus der Lage der geschenkten Güter, die mit der Ortsangabe "Embe" fixiert ist. Diese Einnahmen aus Embe sind unter Abt Hermannus, dem 5. Abt der im Jahre 1002 durch den damaligen kaiserlichen Kanzler Heribert gegründeten Benediktinerabtei Deutz, aufgeführt.

Vom Jahre 1364 ab, in dem erstmals ein sich nach Richardshoven nennendes Geschlecht urkundlich belegt ist, wechseln dessen meist adelige Inhaber vielfach, bis 1756 der Abt von Kornelimünster, der bereits den benachbarten Abtshof (Verckeshoven) besaß, Richardshoven erwirbt. Es wird 1802 säkularisiert und 1824 durch die jetzige Besitzerfamilie von der preußischen Domänenkammer erworben. Die Zugehörigkeit von Richardshoven zum Gericht Verckeshoven und seine alte Verbundenheit mit der Kirche zu Niederembt macht eine Urkunde vom 30. Mai 1502 besonders deutlich.

An diesem Tage stiftet Celis von Richardshoven, Witwe des Godart von Frankeshoven, vor den Lehnsleuten zu Verckeshoven = Johan van me Luysch, Gerat Speide, Diedrich Coyngen, Johann und Wilhelm Schademann testamentsweise eine Vikarie auf den St. Sebastianusaltar zu Niederembt (Neder Emb), an dem wöchentlich 3 Messen gelesen werden sollen. Sie dotiert die Stiftung mit einem Haus neben dem Kirchhof und einem dazu gehörenden Garten sowie einer Rente von 15 Malter Roggen aus dem Hofe zu Richardshoven für den Vikar, ferner für die Beleuchtung der Kirche zu Niederembt und für den Küster ebenfalls je I Matter Roggen. Als Pfand stellt sie 30 Morgen Ackerland an einem Stück zwischen Frankeshoven und Richardshoven, die in ihren Hof (Richardshoven) gehören und die sie von ihren Eltern geerbt hat.

Das westlich von Niederembt abgesetzte, in der Bachniederung gelegene Haus Richardshoven weist als ältest erhaltenen Baukörper den auf der Hofseite dem Herrenhaus vorgeschobenen kräftigen Vierecksturrn mit laternenbekrönter barocker Schweifhaube und der Jahreszahl 1667 aus. Das über der Haustüre angebrachte Wappen des Abtes von Sickingen Ebernburg deutet auf den durch diesen im Jahre 1756 getätigten Erwerb des adeligen Hofes für die Abtei Komelimünster. Für die Lehnsleute von Verckeshoven, die kein eigenes Siegel haben, siedelt mit der Ausstellerin der Junker (Jungherr) Johan van me Luysch. Beide Siegel sind ab.

Diese Stiftung einer Sebastianus- Vikarie in der Niederembter Kirche durch Caecilia von Richardshoven zur Seelenruhe ihres 1500 durch Johann von Harff im Duell getöteten Sohnes Wilhelm ist hier aus dem besonderen Anlaß der Herausgabe der vorliegenden Schrift ausführlicher herausgestellt. Deutet doch der erkorene Heilige an, daß SI. Sebastianus damals bereits in unserer Heimat besondere Verehrung fand, die in Niederembt mit dieser Stiftung auch substantiell fundiert wurde. Dabei bleibt noch anzumerken, daß die große silbervergoldete Niederembter Monstranz aus dem Jahre 1618 mit der Beigabe eines Figürchens des Heiligen neben dem Glaszylinder die Erinnerung an diese Stiftung bis auf den heutigen Tag festhält, da für die Beschaffung deren Pachteinnahmen aus den Jahren 1616 und 1617 herangezogen wurden.

Den jüngsten Beweis für die Niederembter Sebastianus- Verehrung liefert eine im Jahre 1923 beschaffte Glocke, deren Inschrift die Anrufung des Heiligen für die toten Krieger des Weltkrieges bekundet.



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