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letzte Änderung: 26.02.2019 18:58:21.

Der Bahnhof von Niederembt

Der Bahnhof von Niederembt

Am Edgendorfer Weg, nördlich von Niederembt, wo heute einsame zwei Wohnhäuser stehen, verkehrte vor über einem halben Jahrhundert noch die Kreisbahn zwischen Bedburg und Ameln (246d) – hier lag der Bahnhof von Niederembt (.NMB).

Im Juli 1898 nahm die Kreisbahn den ersten Abschnitt der Strecke Bedburg Ameln in Betrieb. Im Volksmund wurde diese Zugstrecke "Amelner Johännchen" oder auch kurz "Johännchen" genannt.

Der Bahnhof von Niederembt um 1912
Der Bahnhof von Niederembt um 1912. (Ausschnittvergrößerung aus einer Postkartenansicht) *)

Der Bau der Ein-Meter-Spuren Kleinbahn wurde vom Kreistag am 26. Mai 1894 beschlossen. Der Bau und Betrieb der Bahn wurde von der Firma Lentz & Co. aus Stettin übernommen.

Den Streckenabschnitt Bedburg - Niederembt wurde im Juli 1898 in Betrieb genommen. Der zweite Streckenabschnitt bis Kirchherten wurde im Oktober 1898 eröffnet. Ende 1899 war die 13,7 km lange Strecke nach Ameln fertig. 1912 wurde die Bahnstrecke auf Normalspur umgespurt und die Strecke zusammen mit der Bergheimer Kreisbahn zum 1. Januar 1913 verstaatlicht.


Die Kreisbahn von Kerpen nach Frechen gleicher Bauart von 1896.


eine Niederembterin mit Fahrrad vor dem Bahnhof

Hier in Kierdorf führte die westlich abzweigende Strecke nach Ameln,
vorbei an Niederembt.
Ein Landkartenausschnitt von 1926 mit dem Bahnhof Niederembt (Hp.) und dem Gleisverlauf (im oberen Kartenteil links abknickend nach Nord/West Richtung Kirch Troisdorf)

Niederembt hatte einen Bahnhof nördlich in der Verlängerung des Etgendorfer Weges, wenige hundert Meter außerhalb von Niederembt. Im Jahre 1900 eröffnet Andreas Gronendahl eine Gastwirtschaft am Bahnhof von Niederembt.
Die Linden, die der Wirt damals pflanzte, stehen heute noch.

Die Bahnstrecke diente sowohl dem Personen- als auch dem Gütertransport. Es gab auch gemischte Züge, d.h. Güterzüge, die auch Personen beförderten. Bauern aus Nieder- und Oberembt transportierten ihre Zuckerrüben in die Zuckerfabriken nach Bedburg (1997 geschlossen) und Ameln (1991 geschlossen). Die Zuckerfabrik in Ameln hatte sogar einen eigenen Gleisanschluss. Arbeiter fuhren von Niederembt aus in die Wollbetriebe, die Zuckerfabrik oder in die Linoleumfabrik (1970 geschlossen?). Schüler pendelten zwischen Niederembt und dem Bedburger Gymnasium. Von Bedburg aus hatte man Anschluss nach Köln über Bergheim und Horrem. Von Ameln aus ging es dann Richtung Jülich.

Ansichtskarte von der Gastwirtschaft gegenüber dem ehemaligen Bahnhof von Niederembt
Gastwirtschaft am Bahnhof von Niederembt um 1900.

Die alte Gastwirtschaft ist heute ein Wohnhaus
Die alte Gastwirtschaft ist heute ein Wohnhaus.


Fotomontage von Wolfgang Ketzler ca. 1995
Fotomontage von Wolfgang Ketzler ca. 1995.


Bekanntmachung des Königlichen Eisenbahnbetriebsamtes
Bekanntmachung des Königlichen Eisenbahnbetriebsamtes am ehemaligen Bahnhof (heute ebenfalls ein Wohnhaus).
In der Nacht oder frühen Morgen zum 27. Dezember 2010 wurde diese Gedenkplatte entwendet.



Die meisten Niederembter waren von der neuen Technik begeistert, aber es gab auch einige, die ihr skeptisch gegenüber standen, wie das Gedicht aus dem Nachlas von Peter Daniels zu berichten weiß: "Anfangs, do waren die Lück noch bang, zu fahren ob dem Eisenstrang. Jeder sät, wat soll dat jeffe, hoffentlich blieve mir am levve."

In Kriegszeiten wurden am Niederembter Bahnhof Geschütze auf Eisenbahnwaggons montiert, der Keller des Bahnhofs diente als Luftschutzbunker. Nach dem Krieg mussten sich die Fahrgäste erstmal mit Viehwaggons begnügen. Viele Städter reisten mit der Bahn an, um sich mit Lebensmittel zu versorgen und fuhren dann Abends mit der Bahn nach Hause zurück. Ebenso kamen viele Flüchtlinge aus dem Osten mit der Bahn nach Niederembt, um von dort aus weiter in das Lager der Elsdorfer Zuckerfabrik gebracht zuwerden.

Der Zugverkehr nahm nach dem 2. Weltkrieg immer mehr ab, so dass die Bahn ihre Beamten aus Niederembt abzog und den Bahnhof in eine Agentur umgewandelte.

Am 17. März 1953 (manche Quellen nennen auch den 17. Mai 1953) wurde die Bahnstrecke Bedburg-Ameln eingestellt, Niederembt verlor seinen Bahnhof. Die Gastwirtschaft am Bahnhof wurde vier Jahre später (1957) ebenfalls geschlossen. Die Gastwirtschaft und der Bahnhof wurden zum Wohngebäude umgebaut und existiert heute noch. (Stand 2011)

Das "Amelner Johännchen" prägte das Leben in Niederembt über mehr als ein halbes Jahrhundert.


246d Bedburg (Erft) - Ameln (Auszug aus dem Kursbuch von 1944) 

BetriebsstelleNiederembt
Kürzel.NMB
TypHst
KreisBM
Reichsbahndirektion (1944)Köl
LochkartenNummer (1944)15 285
BahnhofsklasseHp vg OR
Inbetriebnahme (PVneu)22.10.1898
Stillegung (PVstill)17.03.1953

   
  *) Das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von der Gemeindeverwaltung 
     Elsdorf zur Verfügung gestellt.
Quellen:
"Niederembt ein Dorf im Embegrund” von P. Daniels 1951,
"150 Jahre Landkreis Bergheim 1816 - 1966” Landkeis Bergheim 1966.



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