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letzte Änderung: 26.02.2019 18:58:23.

Das Kreuz in der Heerstraße

Das Kreuz in der Heerstraße

Aus "Niederembt ein Dorf im Embegrund" von P. Daniels 1951
Wo noch vor einem Menschenalter von der Heerstraße zu Niederembt schräg nach Südwesten ein schmaler Feldweg zur Windmühle abzweigte, stand ein anpruchloses Kreuz aus Stein. Es war sicherlich nicht das erste an dieser Stelle und wohl errichtet worden, als vor ihm ein anderes altersschwach und verwittert war.
Kreuz Kreuzstraße / Neustraße
"Das Kreuz in der Heerstraße"
Ecke Kreuzstraße / Neustraße


Es war im Halbkreis von einer Gruppe niedriger Zwerglinden umgeben ,deren Kronen kuppelförmlich zugeschnitten, den oberen Teil des Kreuzes umfassen, und schier bis zur Erde herabreichen und den segnenden Himmel verbinden mit der fruchtbaren Scholle. Manchem ein stiller Zufluchtsort in Herzensweh und banger Sorge. Einer aber kniete öfter da auf der schmalen Holzbank. Er starb in den achtziger Jahren des 19. Jh.. Wenn die Jungens mit ihm die fünf Wunden gebetet hatten, was immer zu lange dauerte, dann griff der geheimnisvolle Mann stets tief in die Tasche seines alten Rockes und teilte bunte Bildchen aus.
An einigen Tagen des Jahres aber geht es hier an dem Kreuze ganz unheimlich zu, wenn nämlich am Vorabend vor Weißensonntag, vor Kirmes und anderen frohen Festen, der Feldhüter mit einer langen glühenden Stange bewaffnet, die Böller krachen ließ. Glücklich, wer mit dem Blasebalg das Holzkohlenfeuer in dem alten eisernen Bratkessel anfachen,die Stange ins Feuer halten, oder Pulver herbeiholen durfte. Noch gab es keine elektrische Zündung. Wie es aber kam, daß gerade hier, am "Heerstroße Kröxche", mit Böllern geschossen wird, besser gesagt geschossen wurde, soll folgende uns überlieferte kleine Geschichte künden: Anfang Oktober 1794. zogen die Franzosen, nachdem sie Aachen und Jülich eingenommen hatten, weiter ostwärts gegen Köln, Neuß und Düsseldorf.
Kreuz an der Embestraße
Kreuz an der Embestraße (18. Jh. über Sockel mit Nische Relief der Muttergottes in Muschelnische)
Am 4. Oktober kamen sie durch Niederembt. Kriegsvölker waren im Jülicher Lande keine Seltenheit gewesen - die Niederembter regten sich darüber nicht besonders auf. Ritt also in jenen Tagen von Jülich her ein Herold mit zwei Trompetern in Kürassen und Raupenhelmen einer französischen Heeresabteilung
vorauf, die sich auf der alten Heerstraße zu Niederembt hielten und gegen Köln oder Düsseldorf wälzte. Auf der Neustraße und in der Heerstraße hielten sie ihre Rosse an, und nach schmetternden Fanfaren rief der Herold: "Leute, die Kreuze, die Kreuze, nieder! Der Herr General will keine Kreuze sehen." Mit dieser Aufforderung tat der General wohl nur das, was der französischen Regierung gegenüber seine Pflicht war. Aber die Niederembter waren zunächst nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch was war zu tun? Und Eile war geboten, denn die Kavallerievorhut sollte schon am Ausgang von Niederembt stehen. Und das Kreuz an der Heerstraße, da müssen sie ja vorbei, die Franzosen; da ertönt der Ruf: "Schanze hole, Mer bärme Schanz dröm". Und kaum sind die Reiter auf Glesch zu verschwunden, da werden aus den nächsten Häusern Schanzen herbei geschleppt, die von dem letzten "Oertchen", noch reichlich im Trockenen lagerten und hastig im Viereck aufgeschichtet wurden, bis nichts mehr vom Kreuz zu sehen war. Kaum war die letzte Hand angelegt, da kommen auch schon die Franzosen. Mit zufriedenem Lächeln umstehen die Niederembter das Werk ihrer Kriegslist. Und wie die letzten Franzosen ostwärts im Erfttal verschwinden, da werden die Böller herbeigeholt und dröhnende Schüsse verkünden dem ganzen Dorf die Freude über die Rettung des alten frommen Wahrzeichens an der Heerstraße. Und seit der Zeit wurde zum Weißensonntag und an jedem Feste am "Heerstroße Kröxcbe" mit Böllern geschossen.

Das beschriebene Kreuz befindet sich heute auf der Ecke Kreuzstraße/Neustraße.

Die geheimen Botschaft des Wegekreuzes in der Heerstraße

 
Kreuz and der Heerstraße
Kreuz and der
Heerstraße

Betrachtet man die Inschrift genauer, so fällt auf, daß einige Buchstaben scheinbar willkürlich groß geschrieben sind. Das Zahlensystem der Römer basiert auf genau diesen verwendeten Buchstaben. Nach den Regeln des römischen Zahlensystems liefern die Zeichen jedoch keine gültige römische Zahl, betrachtet man jedoch jedes Zeichen einzeln und addiert deren Wert, so kommt man auf die Zahl 1861, dem Jahr in dem diese Inschrift erstellt wurde.

Zur Erinnerung die Ziffernwerte des römischen Zahlensystems:
I=1, V=5, X=10, L=50, C=100, D=500 und M=1000
... und das ist die Lösung:
ZifferWert
I1
C100
V5
C100
D500
C100
L50
V5
M1000
Summe:1861

 

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