Noch vor hundert Jahren hatte der kleine, von Höllen herkommende, seinen Lauf von zahlreichen Quellen gespeiste und bei Blerichen in die Erft mündende Finkelbach nie einen eigenen Namen. Er hatte einfach den Namen "Baach". Diese Bezeichnung ist im Volksmunde bis heute erhalten. Plötzlich war der neue, geradezu poetische Name "Finkelbach" da. Woher er kommt. Vielleicht bietet der Name eines benachbarten Baches im Kreise Jülich "Malefinkbach" einigen Anhalt. Dieser gilt der Bevölkerung heute noch immer als "Malefenk". Beide Ufer des Finkelbaches sind uraltes Siedlungsgebiet. |
Zahlreiche jungstein- zeitliche Fundstellen sind hier bekannt, und in der römischen Zeit wechselten hier kleine Bauerngüter, Landhäuser und Opfer- stätten. Dieser außerordentliche Fundreichtum, insbesonders römische Fundamente, führte zu der irrigen Volksmeinung, dass hier eine Stadt gestanden habe. In Wirklichkeit handelte es sich um Einzelsiedlungen, die zwar das sumpfige Bachtal selber mieden und auf die flachen Hänge hinauf zogen, aber hier, inmitten genügenden ackerbaren Grundes die Wassernähe nutzten. Selbst Mühlen wurden getrieben, so die Mühle in Oberembt bei Richardshoven und Kirdorf. |
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Der Finkelbach in Niederembt |
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Der Finkelbach mündete bei Kirdorf in die Erft (1920er Jahre)
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Das Bachbett selber war damals völlig versumpft und blieb bis zu der um die Jahrhundertwende in Angriff genommenen Regulierung des Baches Bruchgelände, meist den Gänsen und Schafen vorbehalten.
Erst mit der Regulierung 1912 rückten die Häuser an den jetzt harmlosen Bach heran. Im Verfolg wurden die Bachwiesen entsäuert, und schon bald schwanden die schönen Baumbestände des Bachtales wandelten sich die Wiesen in Ackerland.
Die Bachlandschaft erhielt damit ein gänzlich neues nüchternes Gesicht. Der Bach selbst als kleines Rinnsal, hat mit dem Verlust seiner Baumreihen heute leider die schöne Landschaftswirkung verloren. |
Der Finkelbach hat schon länger keinen Kontakt mehr zum Grundwasser.
Bis 2009 speiste er sich aus den Einleitungen von vier Kläranlagen.
Seitdem wurden die Kläranlagen in Mersch-Pattern und Güsten-Welldorf bei Jülich geschlossen.
Die Kläranlage in Niederembt wurde stillgelegt, der Erftverband baute (2010/2011) eine Leitung nach Elsdorf.
Nun bleibt für den Finkelbach nur noch die Wasserzufuhr aus der Anlage in Titz-Rödingen.
Das Bachbett diene aber weiterhin dazu, Regenwasser abzuleiten und die örtliche Kanalisation zu entlasten.
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Quellen: | "Niederembt ein Dorf im Embegrund" von P. Daniels 1951, |
| Kölner Stadt-Anzeiger 14.10.2010 und 7.12.2011 |
Zum Namen Finkelbach von Christian Wiltsch
Im alten Dialekt gab es einen Singvogel, der zur Familie der Finken gehörte, und Lister genannt wurde. Lister ist aber auch ein keltischer Flußname (so etwa im Westerwald) der sich aus Li(u) (oder Ni(v)) und Ster zusammen setzt. Ster bedeutet Bach, während Ni/Li Schwemme bedeutet. Ein Lister ist also ein (Über-) Schwemmbach. Tatsächlich heiß der Oberlauf des Malefinkbaches im Dialekt noch heute Nister! Auch die Erft leitet sich von diesem namen her: Ar-Navio bedeutet Sehr großes Überschwemmen, dies wurde mit dem Flußwort "afa" gekoppelt und erscheint um 800 nChr. als "arnafa" = Erft. In der schwächeren Form (ohne das Betonungswort "ar") ist das Römerlager an der Erftmündung benannt: Nivisium = Novaesium = Neuss. Der Neffelbach ist auch ohne das "ar", dafür mit der Verkleinerungsform "ullus" nivulla-Bach, der kleine Fluter.
Möglicherweise ist also der Finkelbach eine falsch verstandene Verhochdeutschung des älteren Lister. Auch das "t" an der Erft ist aus einer falschen Analogie zwischen Platt und Hochdeutsch entstanden: Saff und Kraff und die Erff = Saft und Kraft und die Erft.
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