Da tat sich was an diesem nasskalten, ungemütlichen Karnevals-Freitagabend
in Niederembt. Kichernd huschten merkwürdig vermummte Gestalten durchs
Dorf. Wenn man sich nach ihnen umdrehte, verschwanden sie schnell im nächsten
Hauseingang. Noch wollten sie sich nicht sehen lassen.
An einem geheimen Treffpunkt kamen 15 maskierte Möhne zusammen, sie zupften
noch hier und da am Outfit und gaben sich Tipps, wie man am Besten mit
einer Maske im Gesicht atmet, spricht und vor allem: trinkt. Utensilien
wie Leuchtstäbe, Besen und Krückstöcke wurden begutachtet und erprobt.
Schließlich gab es einen Orden als Erkennungszeichen und los ging es:
johlend, keifend und kreischend und setzen sich der Zug der Niederembter
Möhnen nach vielen Jahren zu ersten Mal wieder zu einem nächtlichen Möhne-Zug
in Bewegung. Sie schwangen ihre Stöcke und Besen, erschreckten Kinder
am Straßenrand, klingelten die ahnungslosen Anwohner heraus und machten
Geräusche, die so noch nie jemand aus ihrem Munde gehört hatte. Trillerpfeifen,
Rassen und Klappern machten ebenfalls einen lautstarken Spektakel.
Der unerschrockene Dorfsheriff fuhr in seinem Streifenwagen dem Zug voran,
das Blaulicht tauchte die gespenstische Szenerie in ein unwirkliches Licht.
Ein weiteres Fahrzeug folgte in respektvollem Abstand und sicherte nach
hinten.
"Alle Kneipen" waren nach den Statuten der Niederembter Möhnen heimzusuchen.
Nun, da ist man neuerdings in diesem Dorf schnell fertig. Quer über die
Ampel-Kreuzung führte der Zug, das Rotlicht wurde tapfer ignoriert und
einem eingeschüchtert dreinblickenden Autofahrer aus Bonn polierten die
Möhnen die Scheinwerfer mit dem Hexenbesen. Der kommt so schnell nicht
wieder bei Nacht nach Niederembt!
Mattes Töller jedoch sah es gelassen, als die johlende Bande seine Wirtschaft
stürmte und gab zur Beruhigung erst mal ne Runde Schapsfläschchen aus.
Die anwesenden Gäste ließen es sich wohl oder übel schmunzelnd gefallen,
dass die Möhnen ihnen an Bart und Fliege zogen, sie anrüpelten und ihnen
das Bier mit dem Leuchtstab umrührten.
Nach diesem kurzem Halt setzte sich der Zug wieder in Bewegung in Richtung
Festzelt. Dort wurden die Möhnen bereits erwartet und zogen, triumphierend
ihre Besen und Stöcke schwingend unter dem Applaus der Festzeltgäste ein.
Wilfried Eßer von der KG Lachender Finkelbach begrüßte die Schar und gab
seiner Freude Ausdruck, dass dieser früher so beliebte und geschätzte
Brauch in diesem Jahr durch einige unerschrockene Frauen wiederbelebt
wurde und so der jährlich am Karnevalsfreitag in Niederembt stattfindende
Möhneball wieder mit Fug und Recht so heißt. Dann gehörte den Möhnen die
Tanzfläche zum Möhnentanz.
Anschließend mischten sich die bis zur Unkenntlichkeit vermummten Gestalten
unters Volk, suchten sich Tanzpartner (Ablehnung wurde ignoriert), ließen
sich hier und da ein Bier spendieren und neckten und pisakten die Zeltgäste.
Wer sich wohl hinter der ein- oder anderen Maske versteckt hält, war das
Gesprächsthema ringsum. Auch wenn im Einzelfall das markante Schuhwerk
eine Möhne verriet, so war doch die Spannung groß, als nach zwei Stunden
mit einem Tusch die Demaskierung eingeleitet wurde und Wilfried Eßer den
Befahl gab: "Möhnen - Masken runter!"
Die Möhnen gehorchten und ließen ihre Masken fallen, es die kamen total
verschwitzten Gesichter zum Vorschein. Die demaskierten Möhnen waren etwas
atemlos und froh, die Welt mal wieder genauer als durch zwei kleinen Augenlöcher
betrachten zu können und Bier nicht mehr durch den Strohhalm trinken zu
müssen. Aber alle zwölf waren sich einig: Das war ein Mordspaß und das
machen wir im nächsten Jahr wieder!
Dann werden Petra Jäger und Ute Korfmacher von der KG Lachender Finkelbach,
die die Initiative zur Wiederbelebung des Möhne-Zugs ergriffen hatten,
wohl einige Möhnen mehr anzuführen haben. Denn die Resonanz aller Beteiligten
und der Festzeltgäste war sehr positiv.
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