Die Bruderschaft führt ihr Gründungsjahr auf das
Jahr 1502 zurück. Dieses Gründungsjahr kann nicht exakt belegt werden,
da eine Gründungsurkunde fehlt und die Quellen zur Geschichte der Bruderschaft
nur spärlich sind.
Es liegen jedoch einige Anhaltspunkte
vor, aus denen hervorgeht, daß Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts
eine Bruderschaft bestanden haben muß. Es dürfte sich dabei zweifellos
um den Vorgänger unserer heutigen St. Sebastianus Bruderschaft handeln,
die zu damaliger Zeit neben kirchlichen, gelegentlich auch andere Aufgaben
zu erfüllen hatte.
Anliegen der damaligen Bruderschaften waren Armen-pflege, Nachbarschaftsthilfe
und Mitwirkung bei kirchlichen Festen.
Sie erwählten sich einen besonderen
Schutzheiligen, als solchen finden wir in unserer Heimat zumeist St.Sebastianus.
Dieser wird allgemein, namentlich im
16. Jahrhundert, gegen die damals häufig auftretende Pest angerufen.
Bei der Unsicherheit dieser kriegerischen
Zeiten ist es nicht verwunderlich, daß auch die Landesherren damals großen
Wert auf das Bestehen einer Bruderschaft legten, da ihre Mitglieder auch
zur Sicherung der Dörfer gegen Überfälle herangezogen werden konnten.
Er stattete sie hierfür sogar mit besonderen
Privilegien aus und förderte den Schießsport. Die Schießübungen fanden
jeden Sonntag von Ostern bis Michaelitag auf dem Schießplatz statt.
Es wurde zu damaliger Zeit mit der
Armbrust auf Ziele geschossen, die aus Sicherheitsgründen (Kugelfang)
vor einem Erdwall oder einer Böschung (mundartlich: Klew) aufgestellt
waren.
In einem Landregister aus dem Jahre
1480 ist in Niederembt ein Flurname "In der Schießklewen" genannt, der
vor dem südlichen Dorfeingang, in der Nähe der heutigen Mühle lag. Dieser
Umstand läßt die Annahme zu, daß bereits vor 1480 eine Bruderschaft in
Niederembt bestand.
Aus diesem Grunde legt Dr. Habrich,
gebürtiger Niederembter und Heimatforscher, das Gründungsjahr der Niederembter
Bruderschaft etwa auf das Jahr 1475.
Das Bestehen einer Bruderschaft in Niederembt kann bereits im Jahre 1550
urkundlich nachgewiesen werden.
Als in diesem Jahre der Herzog von
Jülich die Kirche in Niederembt visitierte, erklärten ihm die Niederembter
Scheffen, wie im Pfarrarchiv der Niederembter Kirche nachzulesen ist,
"daß eine Bruderschaft bestünde".
Die zweite Eintragung finden wir 1560.
Auch hier berichtet die Kirchenchronik: "Die Bruderschaft hat 8 Morgen
Land. . ."
Wie kommt es nun zur Festlegung des Gründungsjahres 1502?
Der von 1920-1930 in Niederembt tätige Pfarrer Bertrams, der den älteren
Niederembtern noch in bester Erinnerung sein dürfte, betrieb in seinen
Mußestunden emsige Geschichtsforschung. Er fand in den Kirchenarchiven
der Niederembter Pfarrkirche eine Urkunde vom 31. Mai 1502, in der Cäcilia
von Richardshoven, Witwe des Göddert von Frankeshoven, eine Vikars teIle
am Sebastianusaltar der Niederembter Kirche einrichtet.
Aus dieser Urkunde schloß Pfarrer Bertrams,
daß, wenn eine Stiftung an den Sebastianusaltar erfolgte, bereits zu dieser
Zeit eine Bruderschaft bestanden haben müsse.
Die Gründung der Niederembter Bruderschaft
dürfte demnach etwa zwischen 1475 und 1550 gelegen haben. Eine exakte
Nennung der heutigen St. Sebastianus Bruderschaft haben wir erstmals im
Jahre 1683, aus dem die noch heute im Besitz der Bruderschaft sich befindliche
Silberkette mit dem massiven Silbervogel stammt. Der Vogel trägt die Inschrift:
BRUDERSCHAFT
* S * SEBASTIANI
NIEDEREMER
* KIRSPEL
Ao * 1683 * D * 14. IUNI
Im Jahre 1683 finden wir auch den ersten
König der Niederembter Bruderschaft. Es war Mathias Geuenich, dessen Plakette
noch heute zum Königssilber gehört.
Die jetzt noch vorhandene Chronik der
Bruderschaft berichtet: "Als im Jahre 1674 die Kaiserlichen und Holländischen
Truppen die Bruderschaft zu Ehren des Heiligen Erzmartyrers Sebastianus
durch den Raub des Silbervogels mit der Kette samt auch anhängenden Schildern
beinahe zu Grunde gerichtet hatten, wurde sieben Jahre später, nämlich
im Jahre 1681 diese Bruderschaft von den Brüdern wieder erneuert und auf
einen guten Stand gebracht, in welchem sie auch, trotzdem, daß Hindernisse
aller Art vorfielen, blieb bis zum Jahre 1839.
Seit diesem Jahre ist sie wieder ins
Stocken geraten, weil manche bedeutende Störungen vorfielen und selbst
unter den Brüdern keine Regeln und Ordnung mehr war, so sah sich der Vorstand
genötigt, die Bruderschaft auf Seite zu setzen. Nun aber, um dem allgemeinen
Wunsche aller Brüder zu entsprechen, hat man am siebenten Mai 1845 eine
Beratung gehalten und in derselben beschlossen, die Bruderschaft wieder
emporzurichten.
Die Mitglieder wählten aus ihren Reihen
einen Vorstand, "der der Bruderschaft mit der größten Sorgfalt und
Aufrichtigkeit vorstehen muß und dessen Anordnungen sich sämtliche Brüder
gehorsamst unterwerfen müssen."
Es waren die Herren Heinrich Esser,
Gutsbesitzer, Präsident Johann Gierling, Präfekt Balthasar Leufgen, Brudermeister.
In diesem Jahre wurde auch eine Satzung
erlassen, die 17 Punkte umfaßt. Nachstehend einige Auszüge aus dieser
Satzung:
"Jeder Einwohner der Pfarre Niederembt
konnte mit 18 Jahren Mitglied der Bruderschaft werden."
Das Eintrittsgeld betrug "fünf
Groschen", der Einsatz beim Vogelschuß
"zwei und einen halben Groschen".
Ausgeschlossen wurde derjenige,
"welcher drei hintereinander folgende Jahre beim Vogelschuß seinen
Einsatz nicht gibt", außerdem,
"der sich eine Ehrverlusts Strafe zugezogen hat."
"Am Tage nach dem Vogelschuß
soll ein feierliches Hoch-Amt gehalten werden",
ebenfalls am Festtage des Heiligen Erzmartyrers Sebastianus.
Zur Teilnahme an bei den Gottesdiensten
waren alle Mitglieder verpflichtet. Diese Satzung blieb bis zum 20. Januar
1928 in Kraft.
In der Chronik wird im Jahre 1869 das
sogenannte Bruderschaftsbendchen im "Blerichener Broich" gelegen,
erwähnt, das im Jahre 1782 von "Wittiben Sophia Lindenlauff, Theodor
Rath und Wimmar Dauben, nahmens seiner Stiefkindern Pro die hochlöbliche
Bruderschaft des Hl. Sebastianus zu Niederembt" als Geschenk übertragen
wurde.
Der Hinweis in 1869 erfolgte, da ein
Teil des Grundstücks in diesem Jahre von der Erft-Meliorations-Genossenschaft
beansprucht und die Bruderschaft dafür mit 66 Reichstalern und 23 Silbergroschen
abgefunden wurde.
Aus dem Leben der Bruderschaft sind
noch folgende Einzelheiten überliefert:
Im Jahre 1683 beging man die 200-Jahrfeier
und am 6. Juni 1909 feierte die Bruderschaft mit einjähriger Verspätung,
bezogen auf das Jahr 1683, das 225jährige Jubelfest.
Im ersten Weltkrieg kam die Tätigkeit
der Bruderschaft zum Erliegen.
Es findet sich in der Chronik die letzte Eintragung vor dem ersten Weltkrieg
aus dem Jahre 1912. Die erste Notiz nach diesem Völkerringen datiert aus
dem Jahre 1920. Während der Inflationszeit war unsere Bruderschaft bettelarm,
obwohl in den Abrechnungen Millionenbeträge aufgeführt werden. Wir waren
also schon Multimillionär. Im Jahre 1923 kostete allein das Zeltholen
8 Millionen Mark, Zeltaufbau und elektrische Anlagen verschlangen 44 Millionen
Mark.
An Eintritt wurden Sonntag 150000 Mark (ein Glas Bier war genau so teuer)
und Montag 250 000 Mark pro Person gefordert.
"Die Musik erhielt (man falle nicht um) dagegen 181 Millionen und 600000
Mark." Trotzdem "verblieb noch eine Schuld von 21/2 Sack Weizen,
die von Vorstandsmitgliedern vorgestreckt wurden."
1924 betrug der Reingewinn der Kirmes 0.99 Mk
Wie bereits erwähnt, hatte Pfr. Bertrams die Gründung der Bruderschaft
auf das Jahr 1502 festgelegt. Aus diesem Grunde feierte man im Jahr 1927
das 425jährige Bestehen der Schützenbruderschaft Niederembt.
Mit einem glanzvollen historischen Festzuge, der den älteren Einwohnern
des Dorfes noch in bester Erinnerung ist, wurde das Fest am 28. August
würdig begangen. Zahlreiche Fotos, die in der Chronik aufbewahrt sind,
legen Zeugnis ab von dem damaligen Unternehmen, das man heute allein schon
aus finanziellen Gründen nicht mehr veranstalten könnte.
Während des zweiten Weltkrieges ruhte die Tätigkeit der Bruderschaft
erneut. Die letzte Eintragung stammt aus dem Jahre 1939 und behandelt
die Tagesordnung der damaligen Generalversammlung.
Erst 1948 tritt die St. Sebastianus Schützenbruderschaft wieder an die
Öffentlichkeit. Es ist das Verdienst unseres allverehrten Brudermeisters
und späteren Ehrenbrudermeisters Josef Filz gewesen, der in diesem Jahre
die Jahrhunderte alte Tradition der Bruderschaft wiederaufleben ließ,
fortsetzte und im Laufe der Jahre zu neuer Blüte entfaltete.
Als Höhepunkt nach dem ersten Weltkrieg dürfte das 450jährige Jubelfest
gelten, das 1952 würdig gefeiert wurde. Es war das Verdienst des damaligen
Brudermeisters Josef Filz, daß das Fest einen glanzvollen Verlauf nahm.
Am Samstag wurde die neue Kriegergedächtnisstätte eingeweiht. Anschließend
zog der Fackelzug durch die prachtvoll illuminierten und geschmückten
Straßen. Seinen Abschluß fand er in einem einmaligen Feuerwerk. Sonntags
zelebrierte Pfarrer Jüsgen, gleichzeitig Präses der Bruderschaft, unter
Assistenz von Generalpräses Dr. Louis aus Leverkusen und Bezirkspräses
Pfarrer Bönner aus Königshoven das Festhochamt. Anschließend fand zu Ehren
der drei Präsides ein Fahnenschwenken statt. Am Nachmittag wurde eine
eucharistische Feier vor dem Kloster abgehalten, die mit dem Sakramentalen
Segen ihren Abschluß fand. Danach setzte sich der Festzug in Bewegung,
an dem zahlreiche Bruderschaften und die Niederembter Ortsvereine teilnahmen.
In der Nachkriegszeit erlebte die Bruderschaft einen unerwarteten Aufschwung.
Die Schützenfeste wurden glanzvoll gefeiert und unsere Festveranstaltungen
wurden sehr gut besucht. Dieser Aufwärtstrend hielt bis etwa Mitte der
achtziger Jahre an. Bis zu diesem Zeitpunkt gelang es auch jährlich einen
Schützenkönig zu präsentieren.
Im Jahre 1982 mußten wir unseren langjährigen Präses Gottfried Schmitz
zu Grabe tragen, der am 15.06. verstarb.
Im gleichen Jahre konnten wir das 1782 von Sophia Lindenlauf, Theodor
Rath und Wimmar Dauben, nahmens seiner Stiefkinder "Pro die hochlöbliche
Bruderschaft des Hl. Sebastianus zu Niederembt" gestiftete Bruderschaftsbendchen
in Blerichen gegen eine Ackerlandparzelle, gelegen in der Gemarkung Niederembt,
tauschen.
Nachfolger von Gottfried Schmitz wurde Heinrich Nederpelt, ein holländischer
Ordens geistlicher aus dem Orden SCJ, dem "Heiligsten Herzen Jesu". Er
war von 1982 - 1987 Pfarrverweser in Niederembt und während dieser Zeit
auch unser Präses der Bruderschaft, 1984 war er Schützenkönig.
Ab 1986 begann eine schwierige Phase unserer Bruderschaft. Es gelang
nicht mehr einen Schützenkönig zu stellen und die Festveranstaltungen
fanden keine Resonanz in der Bevölkerung, sie wurden kaum besucht. Damit
waren finanzielle Probleme vorprogrammiert. Der Vorstand versuchte durch
Änderungen der Festveranstaltungen das finanzielle Risiko zu mindern,
aber auch Grillfeste etc., die im Pfarrgarten abgehalten wurden, brachten
nicht den gewünschten Erfolg.
Es wurde ernsthaft überlegt, kein Schützenfest mehr zu feiern, da die
Veranstaltungen sehr schlecht besucht wurden und das finanzielle Risiko
zu groß zu werden drohte. Hinzu kamen ernsthafte Nachwuchsprobleme. Die
Jugend blieb der Bruderschaft fern und ältere Niederembter waren auch
für die Bruderschaft nicht zu begeistern.
Diese Entwicklung änderte sich, als unser junger Brudermeister Franz
Josef Mehlem begann, die Bruderschaft mit neuem Leben zu errullen. Es
wurde eine Schießgruppe gegründet, die von Jugendlichen sehr gut angenommen
wurde.
Es finden regelmäßige Schießabende, noch auf dem Schießstand benachbarter
Bruderschaften, statt.
Aber noch in diesem Jahre soll mit dem Bau eines Schießstandes im Niederembter
Pfarrgarten begonnen werden. Außerdem gelang es ihm, ältere Niederembter
fiir die Bruderschaft zu interessieren und in die Bruderschaft aufzunehmen.
Vor allen Dingen konnten Niederembter "Neubürger" integriert und in die
Bruderschaft aufgenommen werden. Die Bruderschaft lebt wieder auf. Dies
zeigt sieh daran, dass wir ab 1997 wieder jährlich einen Schützenkönig
stellen können.
Außerhalb unseres Schützenfestes feiern wir ein Maifest, Familienabende
etc. und stellen fest, dass diese Veranstaltungen sehr gut besucht werden.
Wir wollen hoffen, dass die Krise überwunden ist und es weiter aufwärts
geht.
Im Jahre 2001 wurde unsere Bruderschaft ein eingetragener
Verein,
"Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft
Niederembt 1502 e.V. "
Es scheint mir erwähnenswert, dass von 1994 - 1999 Pastor Jakob Pavlovic,
ein Kroate, Pastor in Niederembt und damit Präses unserer Bruderschaft
war. Es dürfte wohl einmalig in der Geschichte einer Bruderschaft sein,
zwei ausländische Präsides vorweisen zu können.
Die Geschichte unserer Bruderschaft hat uns gezeigt, dass sie im Laufe
der Jahrhunderte Höhen und Tiefen erlebt hat. Kriege hat sie durchlebt
und schwere Zeiten durchstanden.
Aber es fanden sich immer wieder Männer, die sie zu neuem Leben erweckten
und die Tradition unserer Väter fortsetzten.
Es gilt auch in dieser Zeit das Erbe unserer Väter fortzuruhren, die
Jugend rur sie zu gewinnen, damit aus alter Wurzel neue Kraft sprieße
zum Wohle unserer Bruderschaft und
"für Glaube, Sitte und Heimat"
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